Das Lieferkettengesetz: Was Unternehmen wissen müssen
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Das Lieferkettengesetz: Was Unternehmen wissen müssen

By Sphera’s Editorial Team | Oktober 8, 2020

Nun ist es offiziell: Ab Januar 2023 gilt das Lieferkettengesetz. Deutsche Unternehmen müssen die Einhaltung von Menschenrechten entlang der Lieferkette kontrollieren. Verstöße werden sanktioniert, Imageschäden drohen. Unser Rat: Nicht abwarten, sondern frühzeitig aktiv werden. 

Warum ein Lieferkettengesetz? 

Globale Wertschöpfungsketten machen 80% des Welthandels aus. Kein zweites Industrieland ist so tief in internationalen Lieferketten eingebunden wie die drittgrößte Importnation Deutschland. Diese Verflechtung ist ein wichtiger Hebel für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung und menschenrechtskonformer Produktion entlang der Lieferkette. Da hinkt die deutsche Wirtschaft hinterher. Für sie ist das Lieferkettengesetz deshalb hochaktuell. 

Freiwillige Selbstverpflichtungen zur Eindämmung von Menschenrechtsverletzungen bei ausländischen Zulieferern sind gescheitert. Jetzt stehen die Unternehmen unter Zugzwang. Aber: Es geht nicht nur darum, Sanktionen zu vermeiden. Im Lieferkettengesetz liegt auch eine große Chance. 

Denn: Die Themen Nachhaltigkeit und Schutz der Menschenrechte werden in der Gesellschaft immer wichtiger. Deshalb: Machen Sie Ihre Lieferkette auch für Ihre Kunden transparent. Ein glaubhaftes CSR-Profil stärkt die Kundenbindung und bringt Wettbewerbsvorteile. Gute Compliance-Regelkreise schaffen Vertrauen bei Investoren. 

Welche Herausforderungen auf die Unternehmen zukommen 

Das Lieferkettengesetz gilt ab 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern. Ab 2024 wird die gesetzliche Regelung auch für Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern in Kraft treten. Aber auch kleinere Unternehmen können betroffen sein. Vor allem Zulieferbetriebe sollten ihre eigenen Lieferketten kennen und überwachen. 

Im Rahmen des Lieferkettengesetztes sind Unternehmen verpflichtet, Menschenrechte in der eigenen Produktion sowie bei ausländischen Lieferanten einzuhalten. Im Fokus stehen vor allem Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Arbeitsbedingungen und die Zerstörung natürlicher Ressourcen. Wer die einzelnen Sorgfaltspflichten verletzt, muss mit Geldbußen, Zwangsgeldern oder dem Ausschluss von öffentlichen Aufträgen rechnen. Ganz zu schweigen von Imageschäden und Umsatzverlusten. 

Die wichtigsten unternehmerischen Sorgfaltspflichten: 

Einrichtung eines Risikomanagements. Die klassische Lieferantenbeurteilung ist gut, aber mit dem Abhaken einer Checkliste ist es hier nicht getan. Es liegt in der unternehmerischen Verantwortung, die Lieferketten fortlaufend zu überwachen und bei Verstößen schnell zu reagieren. Das gilt für 

  • Geschäftspraktiken (z.B. Ausbeutung, unfairer Handel, Umweltschäden) 
  • Produktqualität (z.B. Konfliktmineralien) 
  • Drittparteien (Verstöße bei Logistikdientleistern, Vertriebspartnern) 

Die Frage ist: Können Sie ein End-to-end-Monitoring leisten? Sind Ihre Prozesse genügend auf das Identifizieren, Bewerten und Minimieren von (Compliance-)Risiken ausgerichtet? 

Systematische Risikoanalysen. Das ist die Voraussetzung, um eventuelle Schwachpunkte bei eigenen Standorten, bei direkten Zulieferern, aber auch bei Sublieferanten zu erkennen. Das erfordert klare Sicht auf Lieferanten-Compliance: „Know your supplier“. Viele Einkaufsverantwortliche haben meist die Top-Supplier im Blick. Aber häufig droht die Gefahr von der Tier-n-Ebene. Wenn der Vorlieferant ein Problem hat, bekommt Ihr Zulieferer ein Problem. Und das wird dann zu Ihrem Problem. 

Die Frage ist: Kennen Sie die Risikopotenziale in Ihrer Lieferkette? Wissen Sie, welche Auswirkungen der Verstoß eines Lieferanten auf das gesamte Liefernetzwerk haben kann? 

Präventive Maßnahmenpläne. Werden Verstöße festgestellt, müssen Maßnahmen zur Minimierung und Vermeidung erfolgen. Mindestens einmal im Jahr wird überprüft, ob sie umgesetzt werden. Gegenüber Direktlieferanten schreibt der Gesetzgeber Präventionsmaßnahmen vor. Hier gilt: Je früher ein Problem erkannt wird, desto schneller kann man reagieren. 

Die Frage ist: Verfügen Sie über standardisierte Prozesse, um im Unternehmen und mit den Geschäftspartnern präventiv Maßnahmen zur Minimierung oder Vermeidung von Compliance-Risiken zu koordinieren? 

Was Unternehmen tun können 

Genau genommen sind die Herausforderungen, die das Lieferkettengesetz stellt, überschaubar. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Das Liefernetzwerk fortlaufend auf Risiken und Regelverstöße zu überwachen und proaktiv Abhilfemaßnahmen zu planen, sollte nicht nur für die Achtung von Menschenrechten, sondern für alle Arten von Risiken gelten. 

Supply Chain Risikomanagement wird schließlich nicht eines Gesetzes wegens betrieben, sondern um eine störungsfreie Versorgung zu garantieren. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie allen schmerzhaft bewusst gemacht, wie verletzlich die globalen Lieferketten sind. 

Jetzt geht es darum, das vorhandene Instrumentarium im Unternehmen zu überprüfen, eine Aufgabe insbesondere für die Einkaufs- und Supply-Chain-Verantwortlichen. Diese Weichen sollten Sie jetzt stellen: 

Risikoanalysen mit Echtzeit-Monitoring 

Das Lieferkettengesetz verlangt fortlaufendes Risiko-Mapping. Mit einer Gesamtrisikobetrachtung haben Sie alle Bedrohungen auf dem Radar. Erstellen Sie umfassende Risikoprofile für alle Ihre Lieferanten. Nicht nur in Bezug auf Compliance, sondern auch auf Risikoarten wie z.B. die Finanzlage, Cybersicherheit, geopolitische Risiken oder Risiken durch Naturgefahren. 

Hier unterstützt Sie digitales Supply Chain Risk Management (SCRM) durch vorkonfigurierte Scorecards, die Risikoindikatoren aus internen und externen Datenquellen zusammenführen. Echtzeit-Monitoring ermöglicht automatisiertes und damit schnelles Erkennen von Risiken rund um die Uhr. Alerts werden umgehend an die Risikomanager und Einkäufer geschickt. Dadurch können Sie: 

  • Risikoprofile von Lieferanten jederzeit up-to-date halten 
  • Eine Gesamtrisikobetrachtung in Ihrem Liefernetzwerk vornehmen und die Kritikalität dieser Risiken analysieren 
  • Ihre gesamte Lieferkette auf einer interaktiven Weltkarte visualisieren, von den n-Tier-Lieferanten bis zu den Kunden, um Zusammenhänge sofort erkennen zu können 
  • Klare Sicht auf die gesamte Lieferkette 

Das Lieferkettengesetz verlangt volle Transparenz im Liefernetzwerk. Aber das Überwachen und Dokumentieren von Compliance im Liefernetzwerk ist manuell nicht zu leisten. Mit einer digitalen SCRM-Lösung können Sie Ihr komplettes Liefernetzwerk auf einer interaktiven Weltkarte visualisieren. Sie erkennen (potenzielle) Risiken und Abhängigkeiten auf einen Blick und können so proaktiv Schwachstellen beseitigen oder bei Verstößen schnell reagieren. 

Für viele Unternehmen ist es schwierig, Informationen über die Produktionsketten Ihrer ausländischen Zulieferer vor Ort zu bekommen. Warten, bis Sie aus den Nachrichten erfahren, dass ein Lieferant gegen Menschenrechte verstößt, ist keine Option. 

Am besten beginnen Sie jetzt mit der Automatisierung Ihrer Datenbeschaffung und -aktualisierung durch modernste KI-basierte Technologie und Big Data Monitoring. So können Risikoindikatoren aus führenden Datenquellen – z.B. Nachrichtenportale, Sanktionslisten oder Compliance Surveys –automatisch in die Risikoprofile eingebunden werden. 

Dokumentation und Reporting 

Das Lieferkettengesetz verlangt genaue Dokumentation über die Einhaltung der Sorgfaltspflichten. Eine Supply- Chain Risikomanagement Software dient als Datenbasis für Regelungen, Standards, Verträge und interne Richtlinien. Auch alle lieferantenbezogenen Compliance-Daten stehen zentral zur Verfügung. 

Mit Dashboards und vorkonfigurierten Berichten können Sie:  

  • Berichte einfach exportieren, um nachzuweisen, dass Ihre Beschaffung den Compliance-Standards entspricht. 
  • alle Aktivitäten zur Vermeidung und Beseitigung von Compliance-Verstößen dokumentieren. 
  • Zeit und Kosten durch beschleunigte Audits sparen. 

Unternehmen tun gut daran, ihre Sorgfaltspflichten auf das Lieferkettengesetz auszurichten. Denn bei vielen Herstellern kommen künftig nur nachhaltige Zulieferer zum Zug. Zudem ist mit einer Verschärfung zu rechnen. Die EU-Kommission arbeitet an einem Gesetzentwurf, nach dem Risiken für die Verletzung von Menschenrechten und Umweltstandards auf allen Stufen der Lieferkette überprüft werden sollen. 

 riskmethods wurde im Oktober 2022 von Sphera übernommen. Dieser Inhalt erschien ursprünglich auf der riskmethods Website und wurde für sphera.com leicht verändert.  

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