By Sphera’s Editorial Team | Juni 14, 2022

Kreislaufwirtschaft bezieht sich auf ein Modell, bei dem Wirtschaftswachstum nicht mit der Ausbeutung und dem Verbrauch natürlicher, nicht erneuerbarer Ressourcen einhergeht.

Das Ziel einer Kreislaufwirtschaft ist die ressourceneffiziente und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, deren Wiederverwendung und Recycling innerhalb eines Kreislaufsystems sowie die Vermeidung von Abfällen.

Die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft sollte nicht im Widerspruch zu wirtschaftlichen Interessen stehen.

Letzteren dient die Tatsache, dass Unternehmen im System der Kreislaufwirtschaft einen Mehrwert aus den verwendeten Materialien generieren und Beschaffungsrisiken in Form von Materialkosten, Preisschwankungen und Lieferengpässen reduzieren. Anders als in der linearen Wirtschaft stehen Ökologie und Ökonomie in der Kreislaufwirtschaft nicht in Konkurrenz zueinander.

Linearwirtschaft und Kreislaufwirtschaft

„Nehmen – Machen – Wegwerfen“ vs. „Wiederverwenden, Reparieren, Recyceln“ Zwei widersprüchliche Konzepte mit unterschiedlichen Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastungen.

Linearwirtschaft

In der linearen Wirtschaft werden Ressourcen und Rohstoffe gewonnen, verarbeitet und in der Regel für einen bestimmten Zweck verwendet. Am Ende der Lebensdauer werden die Produkte auf der Deponie entsorgt oder thermisch recycelt. Die lineare Wirtschaft wird daher oft als „Wegwerfwirtschaft“ bezeichnet.

Kreislaufwirtschaft

In einer Kreislaufwirtschaft werden Ressourcen über eine möglichst lange Nutzungsphase in einem Kreislaufsystem gehalten. Die Materialien werden oft für mehrere Zwecke verwendet und im Recyclingkreislauf immer wieder zurückgeführt. Der ökologische Vorteil der Kreislaufwirtschaft besteht darin, dass weniger Abfälle entstehen und die Gewinnung fossiler Ressourcen minimiert wird.

Wie misst man die Kreislauffähigkeit?

Die Kreislauffähigkeit – auch „Materialzirkularität“ – ist ein Ausdruck für die Kompatibilität des zu untersuchenden Modells mit dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft.

Doch wie lässt sich wissenschaftlich fundiert beurteilen, in welchem Maß und wie effektiv Unternehmen oder Produkte der Kreislaufwirtschaft entsprechen und welche Fortschritte sie machen in ihrer Entwicklung weg vom linearwirtschaftlichen Modell hin zu einem kreiswirtschaftlichen System?

Gültige Informationen hierzu waren in der Vergangenheit nur schwer zu bekommen, und die diesbezüglichen Aussagen sind eher vage und unverbindlich.

Im Projekt „Circularity Indicators“ haben die EllenMacArthur Foundation und Granta Design eine Methodik entwickelt, um die Kreislauffähigkeit – „Circularity“ – von Produkten und Unternehmen auf der Grundlage von Fakten und Zahlen zu erfassen.

Material Circularity Indicator (MCI)

Der Materialzirkularitätsindikator (Material Circularity Indicator, MCI) bildet auf einer Skala von 0 bis 1 das Ausmaß der Kreislauffähigkeit des Materialflusses ab. Je höher die Punktzahl, desto recycelbarer oder zirkulärer ist das Produkt.

Der MCI kann ein Entscheidungsinstrument für Produktdesigner und Einkäufer sein, um Materialien auszuwählen, für das Reporting zu verwenden oder Unternehmen zu bewerten. Hierbei gilt die Annahme, dass sich die Kreislauffähigkeit eines Unternehmens aus den einzelnen Materialzirkularitäten seiner Produkte zusammensetzt.

Material Circularity Indicator (MCI)

MCI = 1

Um ein Ergebnis von 1 zu erhalten, müssten alle verwendeten Rohstoffe aus wiederverwendeten Komponenten oder recycelten Materialien stammen, ohne dass es zu Recyclingverlusten kommt (100 % Recyclingeffizienz). Jegliche Abfälle, die während der Produktion und am Ende der Lebensdauer des Produkts entstehen, müssten ebenfalls verlustfrei wiederverwendet oder recycelt werden („Zero Waste“).

MCI = 0,1

Ein Produkt mit vollständig linearen Materialflüssen, bei dem alle Rohstoffe aus Neuware stammen und überhaupt kein Abfall wiederverwendet oder recycelt wird, wird mit 0,1 bewertet. Um einen Wert unter 0,1 zu erreichen, müsste der Nutzen des Produkts geringer sein als der eines durchschnittlichen Industrieprodukts (d. h. das Produkt müsste eine kürzere Lebensdauer oder eine geringere Nutzungsintensität aufweisen). Ein Produkt mit vollständig linearen Materialflüssen, aber mit einem höheren Nutzen als ein durchschnittliches Industrieprodukt hätte einen MCI von >0,1.

LCA und MCI zur Messung der Produktnachhaltigkeit

Unternehmen, die die Nachhaltigkeit ihrer Produkte verbessern oder zunächst über ihren Ist-Zustand entscheiden möchten, nutzen häufig Ökobilanzen (Life Cycle Assessments, LCA). Hier werden alle ein- und ausgehenden Material- und Energieflüsse eines Produktes über dessen gesamten Lebenszyklus erfasst und auf dieser Basis die daraus resultierenden möglichen Umweltauswirkungen abgeleitet.

Um die Ergebnisse von Ökobilanzen berechnen zu können, ist es üblich, dedizierte Softwaretools für die Kreislaufwirtschaft wie die Life Cycle Assessment (GaBi) Software von Sphera zu verwenden. Kreislaufwirtschaftssoftware ermöglicht es dem Benutzer, detaillierte Modelle des Lebenszyklus der Produktsysteme zu erstellen, die er untersuchen möchte. Die Datenanforderungen für die Entwicklung von LCA-Modellen und für die Berechnung des MCI überschneiden sich stark.

Beide erfordern Informationen über Massenströme von Rohstoffen und Abfällen, darüber, ob Rohstoffe aus neuen, recycelten oder wiederverwendeten Quellen gewonnen werden und darüber, wie Abfälle behandelt werden. Sphera nutzt diese Gemeinsamkeit der Daten und hat das GaBi Circularity Toolkit entwickelt. Dies kann auf GaBi-LCA-Modelle angewendet werden und erfordert einige kleinere Anpassungen, die es ermöglichen, den MCI neben herkömmlichen LCA-Ergebnissen zu berechnen. Mit dem GaBi Circularity Toolkit können Sie die Leistungsfähigkeit der Szenarioanalysefunktionen von GaBi nutzen, um schnell und bequem MCI-Ergebnisse verschiedener Alternativen zu berechnen. Dies ist viel schneller und zuverlässiger als der Versuch, den MCI mithilfe einer Tabellenkalkulation zu berechnen. In dieser Form ist es einzigartig auf dem Markt.

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